Leidiges Thema: Hausaufgaben

Fragt man Familien mit Schulkindern, was zuhause den größten Stress bereitet und sogar zu Auseinandersetzungen führt, antworten ganz viele „die Hausaufgaben“. Ich mochte sie früher auch nicht, mein Sohn ebenso. Grund genug, sich diesem Thema einmal zu widmen.

Eine Schülerin aus dem Bekanntenkreis, ich nenne sie mal Trixi, dient mir als Beispiel. Trixis Mutter sprach mich eines Tages an, ob ich ihr nicht ein Paar gute Ratschläge geben könnte. Die täglichen Hausaufgaben würden zum Fiasko. Immer gebe es Streit und schlechte Stimmung. Ich bot der Mutter an, mich ein wenig um Trixi zu kümmern um zu schauen, wo der Hase im Pfeffer liegt. Schnell fand ich heraus, was der Grund für die Spannungen war.

Ablenkung bei den Hausaufgaben

Um erfolgreich zu lernen, muss sie sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren können und dafür im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf frei haben. Damit sie sich auf eine Aufgabe fokussieren kann, sollte sie in der Lage sein, andere Reize auszublenden und ihre Konzentration gezielt zu lenken. Störreize in der Lernumgebung können die Konzentrationsfähigkeit dabei massiv beeinflussen. Trixi sollte den Platz, an dem sie lernt und Hausaufgaben macht dahingehend überprüfen, welche Reize sie stören oder ablenken. Ich habe ihr empfohlen, ihren Lernort so zu wählen, dass sie sich wohlfühlt – das kann durchaus auch die Küche sein.

Illustration. Kind sitzt gelangweilt am Schreibtisch

Der Arbeitsplatz sollte aufgeräumt und gut organisiert sein, d.h. nur die Dinge, die für die Erledigung der Aufgabe notwendig sind, liegen griffbereit und vollständig auf dem Tisch. Störende Gegenstände können z.B. das Handy, Bücher und Zeitschriften zu anderen Themen, die Reste des Mittagessens oder Spielzeug sein.

Wichtig ist auch, worauf ihr Blick gelenkt wird, wenn sie am Arbeitsplatz sitzt. Der Blick durch ein Fenster auf die belebte Straße oder gar durch die offene Tür auf den laufenden Fernseher im Nebenraum lenkt ab und sollte vermieden werden. Manchmal reicht es, die Sitzposition zu wechseln oder die Tür zu schließen. Vielleicht stören aber auch anwesende Personen wie die Mutter, die ständig hereinplatzt oder kleine, nervende Geschwister. Durch ein klares Zeitmanagement und Einfordern von Rücksichtnahme lassen sich solche Störungen im Vorfeld vermeiden. Störende Geräusche lassen sich sehr gut mit Hilfe von Kopfhörern minimieren – vielleicht mit entspannender Musik. Besonders ans Herz legen würde ich der Schülerin, dass sie das Handy ausmacht und weglegt.

Beim Lernen sind entspannende Pausen wichtig

Damit sich das Gehirn nach Phasen der Konzentration ausruhen und neue Kraft schöpfen kann, sind Pausen enorm wichtig. Am besten mehrere kleine als eine große, weil sonst die Aufgabe aus dem Fokus gerät und der Wiedereinstieg umso schwerer fällt. Es wäre gut, wenn Trixi lernt, sich zu entspannen, damit sie zwischen den Lerneinheiten und danach „durchatmen“ kann. Zusätzlich kann sie durch das Erlernen von Entspannungstechniken mit Stress besser umgehen. Autogenes Training wäre ideal, weil die gedanklichen Übungen auch vor einer Prüfung oder in Unterrichtspausen im Sitzen ohne Aufwand durchgeführt werden können. Es geht darum, in Gedanken fünf Formeln zu sprechen und damit die einzelnen Körperteile in Anspannung und Entspannung zu versetzen. Da diese Technik gut erlernt werden muss, habe ich versucht sie zu ermuntern, einen entsprechenden Kurs zu belegen. Das hat sie bis dato noch nicht gemacht, also habe ich ihr erklärt, das man alternativ mit einfachen Atemübungen eine gewisse Entspannung erreichen kann.

Lernende müssen sich immer wieder neu motivieren

Um ihre Konzentration zu halten und nicht aufzugeben müssen Lernende sich immer wieder neu motivieren. Trixi gibt sehr schnell auf, wenn ihr etwas nicht gelingt. Wir haben darüber gesprochen und es ist mir aufgefallen, dass ihr eine eigene innere Vision fehlt, die sie motiviert, sich anzustrengen und durchzuhalten, auch wenn es einmal nicht so gut läuft. Mit einem selbstgesetzten Ziel vor Augen würde sie alle Aufgaben und Erlebnisse mit Blick darauf bewerten und verinnerlichen, dass sie zwar nicht so interessant, aber dennoch wichtig sind. Nach längerem Überlegen sagte mir die 10Jährige, dass sie Tierärztin werden möchte. Es hat sich herauskristallisiert wofür sie „brennt“ und was ihren inneren Motor antreiben könnte. Jetzt muss sie die Brücke bauen zwischen ihrer Vision und dem teilweise schweren oder uninteressanten Lernstoff in der Schule. Dies geschieht am besten, indem man Zusammenhänge findet. Wenn sie z.B. gerne Tierärztin werden möchte, weiß sie, dass sie dafür studieren muss. Es wird ihr leichter fallen, den Schulstoff zu bearbeiten und auch größere Anstrengungen zu unternehmen, um einen guten Abschluss zu machen. Plötzlich werden z.B. Naturwissenschaften wie Biologie- und der Chemieunterricht viel interessanter. Mit einem Ziel vor Augen ist sie motiviert, durchzuhalten.

Ich hoffe mal, dass Trixi ihren neuen Schwung halten kann. Wenn nicht, muss eben eine neue Vision her, die genug motiviert, auch unangenehme Dinge wie Hausaufgaben zu erledigen ohne dass gleich die Bude wackelt. Mit der Mutter habe ich mehrere Gespräche geführt und sie gebeten, nicht mehr neben ihrer Tochter zu sitzen und zu nerven, sondern sie in Ruhe arbeiten zu lassen. Nur wenn Trixi sie explizit anspricht und um Hilfe bittet, soll sie diese gewähren. Es sind nun sechs Monate vergangen und Trixi macht nicht nur stressfreier ihre Hausaufgaben, sondern sie glänzt auch in der Schule mit leicht verbesserten Noten.

Wenn du auch ein Schulkind zuhause hast und es ihm an Motivation fehlt, empfehle ich ein Visionboard zu erstellen. Das macht Spaß und im Internet findest du viele Beispiele und Anregungen. Manchmal ist es auch für uns Erwachsene sinnvoll, wieder einmal nach unseren Visionen zu schauen. Mach doch einfach auch eins für dich. Dann könnt ihr euch gegenseitig motivieren.

 



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